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Broschüre über Karl Roche erschienen!

Karl Roche: Sozialismus und Syndikalismus. Agitationsschriften aus dem Jahre 1919, herausgegeben vom Archiv Karl Roche, Hamburg, 2009, 68 Seiten, ISBN 978-3-9810846-5-8, 3,50 Euro. Zu beziehen über den Syndikat A Medienvertrieb (Moers), www.syndikat-a.de

Karl Roche, 1862 in Königsberg geboren, gilt als einer der aktivsten Propagandisten der anarcho-syndikalistischen Bewegung in Deutschland. Der Hamburger war begabter Organisator, Redner und Schreiber zugleich. Seine Broschüre über die Zentralverbände - „Aus dem roten Sumpf“ - ist längst ein Klassiker und verhackstückt die sozialpartnerschaftlichen „Gewerkschaften“. Zunächst dortselbst aktiv, schloß sich Roche schon vor dem Ersten Weltkrieg der Freien Vereinigung deutscher Gewerkschaften an, und wurde zu einem der wichtigsten Agitatoren Norddeutschlands und darüber hinaus. Für den „Syndikalist“ beispielsweise schrieb er so viele Artikel, dass er sich mehrere Pseudonyme zulegen musste. In Hamburg trat Karl Roche den Wettkampf um die Belegschaften der Großbetriebe gegen die lobbybehafteten späteren Nationalbolschewisten Fritz Wolfheim und Heinrich Laufenberg an. Ihre Gesamtpräsenz dürfte nicht unwesentlich dazu beigetragen haben, dass zum einen Lenin seine weltbekannte Schrift vom „linken Radikalismus“ aufsetzte, und dadurch zum zweiten fortan Linkskommunismus, Rätekommunismus und Syndikalismus bis in die heutige Zeit munter durcheinandergewürfelt wurden.

FAUD-AAU-FAUD

Alle fischten im selben Becken, nämlich im Umfeld der Betriebe, die als Hochburgen der Allgemeinen Arbeiter Union Deutschlands galten, der unionistischen Arbeiterbewegung, welcher auch Karl Roche um Mitte der 1920er Jahre einige Zeit angehörte, bevor er wieder zu den Syndikalisten der FAUD ging. Für Roches kurze Abstinenz und Hinwendung zu den Unionisten gibt es mehrere vermutete Gründe, welche in der Broschüre dargelegt werden. Vermutungen deshalb, weil es zwar unzählige politische Schriften Roches gibt, aber kaum etwas persönliches von ihm, was überliefert ist und über sein inneres Wesen Auskunft geben könnte. Der einleuchtendste Grund dürfte derjenige sein, wonach es ihm an der FAUD nicht gefallen haben dürfte, dass diese sich erst Mitte der 1920er Jahre ganz vom Berufsverbandsprinzip verabschiedete und sich nach Industrien organisierte. Prompt war Roche wieder da – und gern gesehen! Deshalb ist es eher unwahrscheinlich, dass Roche einst aus persönlichen Gründen/Animositäten aus der FAUD schied. Im „Syndikalist“ bekam er genügend Raum für den Vorabdruck seines „Handbuchs des Anarcho-Syndikalismus“, welches in mehreren Teilen Ende der 1920er Jahre erschien. Sein jäher Tod am 01.Januar 1931 zog ebendort einen Nachruf mit Foto mit sich, das einzige Foto, welches überhaupt von ihm bekannt ist. Es schmückt das Broschürencover. Auch Roche konnte den Verfall der FAUD in Hamburg nicht bremsen - wirklich stark war die Organisation hier nur vor dem Ersten Weltkrieg, erholt hat sie sich von der Kriegsrepression nicht mehr. Und die klassenkämpferische Arbeiterschaft zog es eher in die AAU.

Zur Broschüre

Die vorliegende Broschüre ist die erste Ausarbeitung, die dem Wesen und Wirken Karl Roches wirklich entgegenkommt. In ihr enthalten ist eine langjährig recherchierte biographische Skizze. Dann folgen aus dem Jahre 1919 die Texte „Syndikalismus und Revolution“, „Was wollen die Syndikalisten?“, „Einheitslohn und Arbeitersolidarität“, „Zwei Sozialisierungsfragen“ und „Organisierte direkte Aktion“. Das sind alles Texte, die einzeln für sich entweder nur als Kopien in bestimmten Kreisen kursierten oder als Broschüren in aller Regel vergriffen sind. Hier sind diese Texte alle gut übersichtlich zusammengestellt worden. Inhaltlich bringen sie Kernelemente des Syndikalismus auf den Punkt, und bilden somit eine Grundlageneinheit zum Verständnis der Bewegung. Roche gehört zu denjenigen Hauptfiguren der syndikalistischen Bewegung, welche diese Grundprinzipien gegen jegliche Aufweichung revisionistischer Art vertraten. Egal, welcher Auffassung man ist: Roche formulierte bedeutende zeitgenössische Positionen, die jetzt in übersichtlich gesammelter, biographisch-kommentierter und auch ansprechender äußerer Form erhältlich sind.

Bedanken dürfen wir uns dafür beim „Archiv Karl Roche – Regionales Archiv zur Dokumentation des antiautoritären Sozialismus in Hamburg – RADAS“ aus Hamburg. Von dort sind weitere Broschüren zum Thema zu erwarten, denn noch ist nicht aller Roche-Texte Abend.

Die erste ebenso lesenswerte Broschüre aus dem Archiv Karl Roche befasste sich mit dem syndikalistischen Streik auf dem Ozeandampfer „Vaterland“ im Jahre 1914. Mehr auf: www.archiv-karl-roche.org

H.D. für www.syndikalismusforschung.info, Juli 2009

 

Klappentext

Roche ist einer der führenden Propagandisten der wiedererstandenen »Freien Vereinigung deutscher Gewerkschaften« nach dem I. Weltkrieg und in der Novemberrevolution. Er ist Geschäftsführer der »Syndikalistischen Föderation Hamburg«. Neben einer umfangreichen Vortragstätigkeit vor allem im norddeutschen Raum schreibt er für den Syndikalist und veröffentlicht vier der wichtigsten programmatischen Texte der FVdG im ersten Revolutionsjahr:
* Was wollen die Syndikalisten? Programm, Ziel und Wege der Freien Vereinigung deutscher Gewerkschaften * Einheitslohn und Arbeitersolidarität * Zwei Sozialisierungsfragen. 1. Wer soll sozialisieren? * Organisierte direkte Aktion, Berlin 1919
Das Archiv Karl Roche versteht sich als Regionales Archiv zur Dokumentation des Anarchosyndikalismus in Hamburg, das die Geschichte dieser Bewegung in Hamburg-Altona und Umgebung, dem ehemaligen Groß-Hamburg, dokumentieren möchte. Ziel der Archiv-Forschung soll die Aufarbeitung des geschichtlichen Anteils derjenigen Genossinnen und Genossen sein, die für den freiheitlichen Sozialismus und Anarchismus gekämpft haben. Der Verdrängung dieses Teil der radikalen Arbeiterbewegung soll entgegen gewirkt werden. Namensgeber ist der aus Königsberg stammende Hamburger Genosse Karl Roche – eine führende Persönlichkeit beim Aufbau der FAUD/S. Er verstarb am 1. Januar 1931 in Hamburg.

Inhalt

Wer war Karl Roche? Eine politisch-biographische Skizze, S. 6

Nach neunzig Jahren (Vorwort), S. 12

Was wollen die Syndikalisten? – Dezember 1918, S. 15

Syndikalismus und Revolution – Dezember 1919, S. 16

Was wollen die Syndikalisten? – Reprint (1919), S. 19

Einheitslohn und Arbeitersolidarität – Ostern 1919, S, 39

Zwei Sozialisierungsfragen – Mai 1919, S, 49

Organisierte direkte Aktion – April 1919, S. 58

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