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Johann Most
Die Gottespest
"Wenn es einen Gott gäbe, müsste man ihn abschaffen."
New York: Verlag Der "Freiheit" P.O. Box 1719
Vorbemerkung
Diese Schrift ist ein Alarmruf, gerichtet an den Menschenverstand, sich nicht
länger im Kellerdunkel einer gottverpesteten Begriffs-Verwirrung festhalten zu
lassen.
Die "Gottespest" hat ihren Weg durch die ganze Welt gemacht; sie ist in vielen
Tausenden Exemplaren gelesen worden, und in die meisten modernen Sprachen
übersetzt. Der grimme drastische Most'sche Humor mag so manches dicke Brett vor
dem Kopf gelockert haben. Aus der grossen Wirkung dieser Brosschüre erklärt sich
ihre Beliebtheit. In dieser Beziehung übertrifft sie die Schriften von Ingersoll.
Most trifft härter, seine Satyre ist ätzender und nicht so bürgerlich behäbig.
Manchem Leser mag es bei der Lectüre der "Gottespest" gehen, wie Heinrich Heine
von Erasmus von Rotterdam erzählt, als dieser Ulrich Hutten's Angriffe gegen die
Pfaffen las:
Der Erasmus musste lachen,
So gewaltig ob dem Spass,
Dass ihm platzte in dem Rachen
Sein Geschwür, und er genas.
M.B.
New York, 1906.
Die Gottespest
Unter allen Geisteskrankheiten, welche "der Mensch in seinem dunklen Drange"
sich systematisch in den Schädel impfte, ist die Gottespest die
allerscheusslichste.
Wie alles eine Geschichte hat, so ist auch diese Seuche nicht ohne Historie; nur
schade, dass es mit der Entwickelung vom Unsinn zum Verstand, wie sie im
Allgemeinen aus dem Historismus oft gefolgert wird, bei dieser Art Geschichte
ganz gewaltig hapert. Der alte Zeus und sein Doppelgänger, der Jupiter-das waren
noch ganz anständige, fidele, wir möchten sagen gewissermassen aufgeklärte
Kerle, verglichen mit den jüngsten Drillingssprossen am Stammbaume der Götterei,
welche sich, bei Licht besehen, an Brutalität und Grausamkeit getrost mit
Fitzliputzli messen könnten.
Wir wollen übrigens mit den pensionirten oder abgesetzten Göttern überhaupt
nicht rechten, denn die richten keinen Schaden mehr an. Die noch amtirenden
Wolkenschieber und Höllen-Terroristen des Himmels aber wollen wir dafür
destorespektloser kritisiren, blamiren und abführen.
Die Christen haben einen dreifältigen Gott: ihre Vorfahren, die Juden, begnügten
sich mit einem einfältigen. Sonst sind beide Gattungen eine recht heitere
Gesellschaft. "Altes und neues Testament" bilden für sie die Quellen aller
Weisheit; daher muss man diese "heiligen Schriften" wohl oder übel lesen, wenn
man sie durchschauen und verlachen lernen will.
Greifen wir nur die "Geschichte" dieser Gottheiten heraus, so genügt das
eigentlich schon zur Charakteristik des Ganzen vollkommen. In kurzem Abriss ist
die Sache nämlich die:
"Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde." Er befand sich mithin zunächst im
allgemeinen Nichts, wo es allerdings nüchtern genug ausgesehen haben mag, um
sich als Gott darin zu langweilen. Und da es für einen Gott eine Kleinigkeit
ist, aus Nichts Welten hervor zu zaubern, wie ungefähr ein Taschenspieler
Hühnereier oder Silberthaler aus den Aermeln schüttelt, so "schuf" er "Himmel
und Erde". Später drechselte er "Sonne, Mond und Sterne" zurecht. Gewisse
Ketzer, so man Astronomen nennt, haben zwar längst festgestellt, dass die Erde
weder Mittelpunkt des Universums ist, noch je gewesen sein kann, noch überhaupt
zu existiren vermochte, bevor die Sonne, um welche sie sich dreht, da war. Diese
Leute haben nachgewiesen, dass es ein reiner Blödsinn ist, von "Sonne, Mond und
Sternen" und daneben von der Erde zu reden, als ob dieselbe, verglichen mit
Ersteren, etwas ganz Spezielles und Uebergewichtiges wäre. Sie haben es längst
jedem Schulbuben eingepaukt, dass die Sonne auch nur ein Stern, die Erde aber
ein Trabant der Sonne, der Mond sozusagen ein Untertrabant der Erde ist, nicht
minder, dass die Erde, verglichen mit dem Weltganzen, weit entfernt, eine
hervorragende Rolle zu spielen, umgekehrt kaum wie ein Sonnenstäubchen sich
ausnimmt.
Was hat sich ein Gott um Astronomie zu kümmern? Er macht, was er will und pfeift
auf Wissenschaft und Logik. Aus diesem Grunde hat er auch nach seiner
Erdenfabrikation zuerst das Licht und hernach die Sonne gemacht. Selbst ein
Hottentotte kann heutzutage einsehen, dass ohne Sonne auf der Erde kein Licht
sein kann; aber Gott-hm! der ist ja kein Hottentott.
Aber hören wir weiter! Die "Schöpfung" war so weit ganz gelungen, aber es war
immer noch kein rechtes "Leben in der Bude". Der Schöpfer wollte sich auch
amüsiren. Daher machte er endlich Menschen. Er wich dabei merkwürdiger Wiese
ganz von seiner zuvor angewandten Praxis ab. Statt diese "Schöpfung" durch ein
einfaches "Es werde!" zu bewerkstelligen, machte er ungemein viel Umstände beim
"Schaffen". Er nahm einen ganz prosaischen Lehmkloss zur Hand, modellirte daraus
"nach seinem Ebenbilde" eine Mannesfigur und "blies derselben eine Seele ein."
Da aber Gott allweise, gütig, gerecht, kurzum die Liebenswürdigkeit selber ist,
so leuchtete ihm ein, dass dieser Adam, wie er sein Fabrikat nannte, sich allein
ungemein langweilen dürfte. (Vielleicht erinnerte er sich dabei an sein
vormaliges langweiliges Dasein im Nichts.) Und so erzeugte er denn eine ganz
nette, reizende Eva. Hier hatte ihn indessen offenbar die Erfahrung gelehrt,
dass die Bearbeitung von Lehmklössen eben doch für einen Gott ein gar zu
unreinliches Geschäft sei, weshalb er eine neue Fabrikationsmethode in Anwendung
brachte. Er riss dem Adam eine Rippe aus und verwandelte
dieselbe-Geschwindigkeit ist kleine Hexerei, am allerwenigsten für einen Gott-in
ein niedliches Frauenzimmer. Ob die herausgenommene Rippe Adam später wieder
ersetzt wurde, oder ob nach der stattgehabten Operation Adam als einseitiger
Mensch herum laufen musste, davon schweigt des Sängers Höflichkeit.
Die moderne Naturwissenschaft hat festgestellt, dass sich Thiere und Pflanzen im
Laufe von Millionen von Jahren aus einfachen Urschleimgebilden in den
mannigfaltigsten abzweigungen bis zu ihren jetzigen Formen entwickelt haben. Sie
hat ferner festgestellt, dass der Mensch nichts weiter ist, als das
vollkommenste Produkt dieser Entwicklung, und dass er nicht nur vor so und so
vielen Jahrtausenden auch im engeren Sinne des Wortes ein sehr thierisches
Aussehen hatte und keine Sprache besass, sondern auch, dass er-jede andere
Annahme schliesst sich von selbst aus-aus niedrigeren Thierarten hervorgegangen
sein muss.
Die Naturwissenschaft lässt mithin Gott mit seiner selbst verkündeten
Menschenmacherei als einen ganz albernen Aufschneider erscheinen. Aber was nützt
das Alles! Gott lässt mit sich nicht spassen. Ob seine Erzählungen
wissenschaftlich klingen, oder sich wie alberner Quatsch anhören, er befiehlt,
dass man daran glaube, widrigenfalls er es geschehen lässt, dass Einen der
Teufel (sein Konkurrent) holt, was sehr unangenehm sein soll. In der Hölle
herrscht ja nicht nur beständiges Heulen und Zähneklappern, sondern es brennt
auch ein ewiges Feuer, es nagt ein unermüdlicher Wurm und es stinkt ganz heillos
nach Pech und Schwefel. Alledem sill ein Mensch ohne Leib ausgesetzt werden. Es
schmort sein Fleisch, das er nicht bei sich hat; er klappert mit den längst
ausgefallenen Zähnen; er heult ohne Hals und Lunge; seine in Staub zerfallenen
Knochen benagt der Wurm; er riecht ohne Nase-und das Alles ewiglich. Eine
verteufelte Geschichte!
Gott ist überhaupt, wie er seiner selbstverfassten Chronik, der Bibel, ganz
offenherzig mittheilt, ungemein launig und rachgierig-geradezu ein Musterdespot.
Kaum waren Adam und Eva gemacht, so verstand es sich für ihn von selbst, dass
dieses Pack regiert werden müsse; deshalb erliess er ein Strafgesetzbuch.
Dasselbe lautete kategorisch: Ihr sollt nicht essen vom Baume der Erkenntniss!
Seitdem hat auch noch nie irgendwo ein gekrönter oder ungekrönter Tyrann
existirt, welcher nicht den Völkern dieses Diktat zugeschleudert hätte.
Adam und Eva respektirten dieses Verbot nicht. Dafür wurden sie ausgewiesen und
zu lebenslänglicher und auch auf ihre Nachkommen für alle Zeiten zu
übertragender harter Arbeit verdonnert. Der Eva wurden ausserdem noch die
"bürgerlichen Ehrenrechte" aberkannt, indem die als Magd Adam's deklarirt wurde,
dem sie zu gehorchen habe. Unter göttlicher Polizeiaufsicht standen sie ohnehin
schon. Wahrhaftig, so weit hat es selbst Fatzke im Schuhriegeln der Menschen
noch nicht gebracht.
Die Strenge Gottes gegen die Menschen nützte indessen gar nichts, vielmehr
ärgerten ihn dieselben, je stärker sie sich vermehrten, desto schmählicher. Und
wie rasch diese Vermehrung von Statten ging, das konnte man schon bei der
Geschichte von Kain und Abel merken. Als der letztere von seinem Bruder
todtgeschlagen worden, ging Kain "in ein fremdes Land" und nahm sich ein Weib.
Woher das "fremde Land" mit den dort zu findenden Weibern plötzlich kam, hat der
liebe Gott freilich nicht notirt, was bei seiner damaligen Arbeitsüberbürdung
nicht zu verwundern ist.
Endlich war das Maass voll. Gott beschloss, die ganze Menschheit durch Wasser zu
vertilgen. Nur ein paar Leute nahm er aus, um es nochmals zu probiren;
unglücklicher Weise hatte er sich, aller Weisheit ungeachtet, aber schon wieder
einmal vergriffen, denn Noah, der Chef der Geretteten, entpuppte sich bald als
ein grosser Söffel, mit dem seine Söhne Allotria trieben. Was konnte aus solch'
einer verlotterten Familie Gutes entstehen?
Wieder breitete sich die Menschheit aus; wieder entwickelte sich dieselbe zu
jenen "Rabenäsern" und "Sündenlümmeln", von denen das bekannte Mecklenburger
Gesangbuch soviel Böses zu berichten weiss. Gott hätte bersten mögen vor
himmlischem Zorne, zumal alle seine exemplarischen Lokalzüchtigungen, wie
Austilgung ganzer Städte durch Pech und Schwefel, "rein für die Katz" waren. So
entschloss er sich, das ganze Gesindel mit Stumpf und Stiel auszurotten, als ein
höchst sonderbares Ereigniss ihn wieder milder stimmte. Andernfalls wäre es
längst um die Menschheit geschehen.
Eines Tages tauchte nämlich ein gewisser "heiliger Geist" auf. Es ging
demselben, wie dem "Mädchen aus der Fremde"-Niemand wusste, woher er kam. Der
Bibelschreiber (Nämlich Gott) sagt nur, er selber sei der heilige Geist. Man hat
es also vorläufig mit einer zweieinigen Gottheit zu thun. Jener "heilige Geist"
kam auf den Einfall, in der Gestalt eines Täuberichs mit einem obskuren
Frauenzimmer Namens Maria eine Bekanntschaft anzuknüpfen. Er "überschattete" in
einer süssen Stunde die Auserwählte seines Herzens, und siehe da, sie gebar ein
Knäblein, was indessen, wie Gott in der Bibel ausdrücklich betont, ihrer
Jungfräulichkeit durchaus keinen Abbruch that. Der früher bemerkte Gott nannte
sich nun Gott Vater, versicherte jedoch gleichzeitig, dass er nicht nur mit dem
"heiliger Geist". So gestaltete sich die "heilige Dreifaltigkeit".
Und nun, armes Menschenhirn, halte Stand, denn was jetzt folgt, könnte ein Pferd
umbringen! Wir wissen, dass Gott Vater beschlossen hatte, das Menschenpack zu
frikassiren. Das that dem Gott Sohn ungemein leid. Er (bekanntlich gleichzeitig
Gott Vater) nahm die ganze Schuld der Menschen auf sich und liess sich, um
seinen Vater (bekanntlich gleichzeitig Gott Sohn) in seiner Raserei zu
beschwichtigen, von jenem zu erlösenden Gesindel zu Tode schinden-natürlich
nicht ohne nachträglich wieder frisch und froh in den Himmel zu fahren. Diese
Aufopferung des Sohnes (der Eins ist mit dem Sohn) einen solchen Höllenspass,
dass er sofort eine allgemeine Amnestie erliess, welche zum Theil noch heute in
Kraft ist.
Das ist der "geschichtliche Theil" der "heiligen Schrift". Man sieht, der
Blödsinn ist dick genug aufgetragen, um Denjenigen, der bereits idiotisirt genug
ist, ihn zu verdauen, empfänglich für irgend einen Wahnwitz zu machen.
Hierher gehört vor Allem die Lehre von der Belohnung und Bestrafung des Menschen
im sogenannten "Jenseits." Längst ist es wissenschaftlich erwiesen worden, dass
es ein vom Körper unabhängiges Seelenleben nicht gibt, dass das, was die
Religionsschwindler "Seele" nennen, nichts weiter ist, wie das Denkorgan (Hirn),
welches durch die lebendigen Sinnesorgane Eindrücke empfängt und auf Grund
derselben sich bethätigt, und dass mithin im Augenblicke des körperlichen
Absterbens auch diese Regung aufhören muss. Was kümmern sich aber die Todfeinde
des menschlichen Verstandes um die Ergebnisse wissenschaftlicher Forschung?
Gerade so viel, als nöthig ist, dieselben nicht in's Volk dringen zu lassen.
So predigten sie denn das "ewige Leben" der menschlichem "Seele." Wehe derselben
im "Jenseits," wenn der Leib, worim sie "diesseits" gesteckt, die Strafgesetze
"Gottes" nicht pünktlich respektirte! Wie uns diese Leute nämlich versichern ist
ihr "allgütiger, allgerechter, allbarmherziger, gnädiger, etc. etc. Gott" eine
Ultra-Schnüffelnase, welche sich um jeden Pfifferling eines jeden Einzelnen
bekümmert und jeden "Fehltritt," den ein Mensch macht, in seine Allerweltsakten
einträgt. Dabei ist er ein ganz absonderlicher Kauz. Während er wünscht, dass
neugeborene Kinder unter Gefahr des Schnupfens ihm zu Ehren Mit kaltem Wasser
gegossen (getauft) werden; während er einen Heidenspass hat, wenn unzählige
Glaubensschafe in ihren kirchlichen Ställen ihn litaneienmässig anblöken, oder
wenn ihm die Eifrigsten seines Anhans ohne Unterlass fromme Katzenmusik
darbringen und ihm um alle möglichen und unmöglichen Dinge anbetteln (beten);
während er sich in blutige Kriege mischt und als "Schlachtengott" sich von den
Siegern anposaunen und beweihräuchern lässt, wird er fuchsteufelswild, wenn
Jemand an seinem Dasein zweifelt, falls er Katholik ist, an Freitagen Fleisch
isst oder nicht fleissig per Ohrenbeichte seine "Sünden" losscheuert; falls er
Protestant ist, nicht die den Katholiken empfohlenen Heiligenknochen,
Muttergotteslappen und Bilder verachtet, oder wenn er überhaupt nicht mit
bockledernen Mienen, verdrehten Augen, gekrümmtem Rücken und gefalteten Händen
in der Welt umher duselt.
Stirbt so ein Mensch in "verstocktem" Zustande, so wird ihm vom "lieben Gott"
eine Strafe zudiktirt, gegen welche alle Hiebe mit Knuten und neunschwänzigen
Katzen, alle Zuchthaus-Qualen und Verbannungs-Leiden, alle Empfindungen der
Verdammten auf dem Schaffotte, alle Foltern und Martern, die je ein irdischer
Tyrann ersonnen haben mag, nur angenehme Kitzeleien sind. Dieser "Gott"
überbietet an bestialischer Grausamkeit Alles, was auf der Erde Kanailleuses
passiren könnte.
Sein Zuchthaus heisst Hölle, die wir bereits kennen, sein Henker ist der Teufel,
seine Strafen dauern ewig. Er gewährt höchstens für leichte Fälle nach längerer
Zeit Begnadigung, vorausgesetzt, dass der betreffende Delinquent als Katholik
gestorben ist. Für einen Solchen hat er nämlich unter Umständen das "Fegefeuer"
vorgesehen, welches sich von der "Hölle" ungefähr so unterscheidet, wie in
Preussen das Gefängniss vom Zuchthaus; es ist nur für verhältnissmässig
kurzzeitige Insassen eingerichtet und hat etwas leichtere Disciplin. Immerhin
brennt es auch im Fegefeuer ganz "gottsträflich." Sogenannte "Todsünden" werden
indessen nie mit Fegefeuer, sondern stets nur mit Hölle geahndet. Hierher gehört
z.B. "Gotteslästerung," begangen durch Wort, Schrift und Gedanken. Gott duldet
also in dieser Beziehung nicht nur weder Press-, noch Redefreiheit, sondern er
trifft auch schon die unausgespochenen Gedanken. Ueberbietet er somit schon an
und für sich an Rüpelhaftigkeit selbst die schuftigsten Despoten aller Länder
und Zeiten, so thut er dies weit mehr noch hinsichtlich der Art und Dauer seiner
Strafmittel. Dieser Gott ist also das denkbar entsetzlichste Scheusal.
Sein Verhalten ist um so infamer, als er von sich behaupten lässt, dass die
ganze Welt und namentlich auch die Menschheit in all' ihrem Thun und Lassen
durch seine "göttliche Vorsehung" regulirt wird. Er malträtirt also die Menschen
für Handlungen, deren Urheber er selber ist! Wie liebenswürdig sind gegenüber
diesem Ungeheuer die Tyrannen der Erde aus vergangener und gegenwärtiger Zeit!
Gefällt es Gott aber, einen Menschen nach seinen Begriffen gut leben und sterben
zu lassen, so-malträtirt er ihn erst recht. Denn der versprochene "Himmel" ist,
wenn man ihn genau betrachtet, noch ein viel heilloserer Platz, als die Hölle.
Man hat da gar keine Bedürfnisse, sondern ist immer befriedigt, ohne dass je ein
Verlangen nach irgend einer Sache der Befriedigung vorausginge. Da aber ohne
Verlangen und Erlangen gar kein Genuss denkbar ist, so ist das Dasein im Himmel
rein genusslos. Man ist da ewig im Anschauen Gottes versunken; es wird immer auf
den nämlichen Harfen dieselbe Melodie gespielt; man singt fortwährend das "neue
Lied, das schöne Lied," wenn auch nicht "von dem versoff'nen Nagelschmied," so
doch kaum Anregenderes. Das ist die höchste Potenz der Lngweiligkeit. Der
Aufenthalt in einer Isolirzelle wäre dem entschieden vorzuziehen.
Kein Wunder, dass Diejenigen, welche reich und mächtig genug sind, das Paradies
auf Erden zu geniessen, unter sich mit Heine lachend ausrufen:
"Den Himmel überlassen wir
Den Engeln und den Spatzen."
Und doch sind es gerade die Reichen und Mächtigen, welche den Gottesblödsinn und
die Religionsduselei hegen und pflegen. Es gehört das entschieden zum Geschäft.
Ja, es ist für die herrschenden und ausbeutenden Klassen geradezu eine
Lebensfrage, ob das Volk religiös versimpelt wird oder nicht. Mit dem
Religionswahnsinn steht und fällt ihre Macht.
Je mehr der Mensch an der Religion hängt, desto mehr glaubt er. Je mehr er
glaubt, desto weniger weiss er. Je weniger er weiss, desto dümmer ist er. Je
dümmer er ist, desto leichter kann er regiert werden!
Dieser Gedankengang war den Tyrannen aller Länder und Zeiten geläufig, daher
standen sie auch stets mit den Pfaffen im Bunde. Gelegentliche Streitigkeiten
zwischen diesen beiden Sorten von Menschenfeinden waren sozusagen nur häuslicher
Hader um die Obergewalt. Jeder Pfaff' weiss, dass er ausgespielt hat, sobald die
"oberen Zehntausend" ihm nicht mehr unter die Arme greifen. Jedem Reichen und
Mächtigen ist es kein Geheimniss, dass der Mensch nur dann geknechtet und
ausgebeutet werden kann, wenn die Schwarzkünstler irgend einer Kirche es fertig
bringen, genügenden Sklavensinn in die Herzen der Volksmassen zu pflanzen,
denselben die Erde als ein "Jammerthal" erscheinen zu lassen, ihren das
"göttliche" Diktat: "Seid unterthan der Obrigkeit!" einzutrichtern, und sie mit
einer angeblichen Extrawurst, welche nach dem Tode im unbekannten
Wolkenkukuksheim gebraten werden soll, abzuspeisen.
Der Erzjesuit Windhorst liess einmal im deutschen Reichstag in der Hitze des
Gefechtes deutlich genug erkennen, wie die Schwindler und Gauner der Welt über
diesen Punkt denken.
"Wenn im Volke der Glaube zerstört wird"-sagte er-"kann es das viele Elend nicht
mehr ertragen und rebellirt!"-das war deutlich und hätte jeden Arbeiter zum
Nachdenken anregen sollen, würde ihn auch stutzig gemacht haven, wenn-ja wenn
nicht so Viele religiös zu vernagelt wären, um noch im Stande zu sein, mit
normalen Ohren zu hören und einfache Dinge zu begreifen.
Umsonst haben die Pfaffen-d. h. die schwarzen Gensdarmen des Despotismus-sich
nicht stets so ungeheuer abgemüht, den Rückgang des religiösen Wesens
aufzuhalten, obwohl sie selbst bekanntlich unter sich vor Lachen bersten möchten
ob del Blödsinns, den sie gegen gute Bezahlung predigen.
Jahrtausende hindurch haben diese Gehirnverhunzer einfach ein Schreckensregiment
geführt, ohne welches die religiöse Tollhäuslerei längst ein Ende genommen
hätte. Galgen und Schwert, Kerker und Ketten, Gift und Dolch, Meuchel- und
Justizmord-das waren ihre Mittel zur Aufrechterhaltung dieses Wahnainns, der ein
ewiger Schandfleck in der Geschichte der Menschheit bleiben wird.
Hunderttausende sind auf Scheiterhaufen langsam "im Namen Gottes" geröstat
worden, weil sie es gewagt, den biblischen Mist stinkend zu finden. Millionen
von Menschen wurden gezwungen, sich in lanwierigen Kriegen die Köpfe gegenseitig
einzuschlagen, ganze Länder zu verwüsten und nach Mord und Brand die Pest zu
erzeugen-nur damit die Religion erhalten blieb. Die raffinirtesten Foltern
wurden seitens der Pfaffen und ihrer Helfershelfer ersonnen, wenn es galt,
Diejenigen, welche vor Gott keine Furcht mehr hatten, durch irdische Teufeleien
neuerdings in Religiosität hineinzuschrecken.
Man nennt einen Menschen einen Verbrecher, der Anderes Hände oder Füsse
verstümmelt. Wie soll man Jene bezeichnen, welche das Hirn zu Grunde richten,
und, wenn ihnen das nicht gelingen will, den ganzen Körper mit ausgesuchter
Grausamkeit Zoll für Zoll verderben?
Wohl ist es wahr: Diese Strolche können heute ihr göttliches Banditengewerbe
nicht mehr in der althergebrachten Weise treiben, wenn auch
Gotteslästerungsprozesse und dergl, immer noch vorkommen; dafür haben sie sich
aber desto mehr auf Familienschleicherei, auf Weiberbeeinflussung, auf
Kinderfang und Missbrauch der Schule geworfen. Ihre Heuchelei hat eher zu- als
abgenommen. Selbst der Presse haben sie sich in einem sehr hohen Grade
bemächtigt, seitdeln sie bemerkten, dass sie nicht mehr im Stande seien, die
Buchdruckerei als solche wieder aus der Welt zu schaffen.
"Wo ein Pfaff" hintritt, wächst zehn Jahre lang kein Grasmehr," lautet ein altes
Sprichwort. Das heisst mit anderen Worten: Ein Mensch, der einmal den Pfaffen
unter die Klauen gerathen ist, hat aufgehört, gedanklich fruchtbar zu sein.
Seine Gehirnmaschinerie stockt, statt derselben kriechen religiöse Maden und
göttliche Würmer in seinem Schädel umher. Er gleicht einem Schafe, das die
Drehkrankheit hat.
Diese Unglücklichen sind um ihren eigenen Lebenszweck betrogen und, was noch
schlimmer ist, bilden den grossen Tross im Gefolge der Widersacher von
Wissenschaft und Aufklärung, von Revolution und Freiheit. Wo immer es gilt, neue
Ketten für die Menschheit zu schmieden: sie sind bereit, in stumpfsinnigem
Unverstand wie besessen darauf loszuhämmern. Wenn gegen die fortschreitende
Entwickelung der Dinge Hindernisse in den Weg gewälzt werden sollen-diese
Hottentotten werfen sich nöthigenfalls in ihrer ganzen breiten Masse dem Strome
der Zeit entgegen. Wenn man sich daher enschickt, diese Geisteskrankheiten zu
kuriren, so thut man nicht nur ein gutes Werk den betreffenden gegenüber,
sondern man steht auch im Begriffe, einen Krebsschaden auszubrennen, an welchem
das ganze Volk leidet, und der schliesslich unbedingt total ausgetilgt werden
muss, wenn die Welt endlich eine Stätte für Menschen werden sill, statt, wie
bisher, ein Spielplatz für Götter und Teufel, welche mit uns Schindluder
treiben.
Heraus also mit der Religion aus den Köpfen und nieder mit den Pfaffen! Die
Letzteren pflegen zu sagen, der Zweck heilige das Mittel. Wohlan! Wenden wir
diesen Grundsatz endlich auch gegen sie an! Unser Zweck ist die Befreiung der
Menschheit aus jeglicher Sklaverei, aus dem Joche sozialer Knechtschaft, wie aus
den Fesseln politischer Tyrannei, nicht minder, ja vor Allem, aus dem Banne
religiöser Finsterniss. Jedes Mittel zur Erreichung dieses hohen Zieles muss von
allen wahren Menschenfreunden für recht erkannt und bei jeder sich darbietenden
Gelegenheit in Anwendung gebracht werden.
Jeder religionslose Mensch begeht eine Pflichtvernachlässigung, wenn er täglich
und stündlich nicht Alles aufbietet, was in seinen Kräften steht, die Religion
zu untergraben. Jeder vom Gottesglauben Befreite, der es unterlässt, das
Pfaffenthum zu bekämpfen, wo und wann und wie er nur immer Gelegenheit dazu hat,
ist ein Verräther seiner Sache. Also Krieg dem schwarzen
Gesindel-unversöhnlicher Krieg bis auf's Messer! Aufreizung gegen die Verführer,
Aufklärung fürdie Verführten! Lasset uns jedes Mittel des Kampfes in unsere
Dienste nehmen: Die Geissel des Spottes, wie die Fackel der Wissenschaft; wo
diese nicht zureichen,-greif-und fühlbarere Argumente!
Vor Allem hüte man sich, in der Arbeiterbewegung Gottesphrasen und
Religionsgefasel schweigend mitanzuhören. So wenig in dem Lager der sozialen
Revolution-und was ausserhalb desselben steht, ist eben reaktionär-monarchische
Agitationen oder Privateigenthums-Beschönigungen Raum finden können, so wenig
ist in demselben Platz für göttlichen Blödsinn. Und, wohl gemerkt: je
"anständiger" Diejenigen erscheinen, welche das verfluchte Religionsblech mit
den Arbeiterbestrebungen vermischen wollen; je "besser" deren Ruf ist
destogefährlicher sind sie. Wer den Gottesschwindel in irgend einer Form
predigt, kann nur ein Dummkopf oder ein Schurke sein. Beide Sorten taugen nichts
zur Förderung einer Sache, welche nur dann ihr Ziel zu erreichen vermag, wenn
sie steht und sich der Ehrlichkeit ihrer Verfechter erfreut.
Opportunitätspolitik ist da nicht blos vom Uebel, sie ist ein Verbrechen. Lassen
die Arbeiter irgend welche Pfaffen sich in ihre Angelegenheiten mischen, so sind
sie nicht nur belogen und betrogen, sondern auch alsbald verrathen und verkauft.
So selbstverständlich es ist, dass der Hauptkampf des Proletariats sich gegen
den Kapitalismus zu richten hat und mithin auch auf die Zerstörung des
Gewaltmechanismus desselben, des Staates, abzielen muss, so wenig darf in diesem
Kampfe die Kirche ausser Acht gelassen werden. Die Religion muss systematisch im
Volke untergraben werden, wenn dasselbe zu Verstand kommen soll, ohne welchen es
nicht die Freiheit erringen kann.
Für die Dummen, resp. Verdummten, so weit sie noch besserbar erscheinen, werfe
man u. A. folgende Fragen auf:
Wenn Gott will, dass man ihn kenne, liebe und fürchte, warumzeigtersichnicht?
Ist er so gut, wie die Pfaffen sagen, welchen Grund hat man, ihn zu fürchten?
Ist er allwissend, weshalb belästigt man ihn mit seinen Privatangelegenheiten
und Gebeten? Ist er allgegenwärtig, wozu ihm Kirchen bauen? Ist er gerecht,
weshalb denkt man denn, er werde die Menschen bestrafen, welche er voller
Schwächen erschuf? Thun die Menschen nur aus Gottes Gnade Gutes, welchen Grund
hätte er dann, sie dafür zu belongen? Ist er allmächtig, wie könnte er es
zulassen, dass wir ihn lästern? Ist er aber unbegreiflich, weshalb beschäftigen
wir uns mit ihm? Ist die Kenntniss von Gott nothwendig, weshalb schwebt er im
Dunkel? U.s.w. Vor solchen Fragen steht der gläubige Mensch, wie ein Ochs vor
dem Berge.
Jeder Nachdenkende muss aber zugeben, dass nicht ein einziger Beweis für die
Existenz eines Gottes je erbracht worden ist. Ausserdem liegt nicht die
geringste Nothwenigkeit für die Existenz eines Gottes vor. So wie wir bereits
die Eigenschaften und Regeln der Natur kennen, ist ein Gott in oder ausserhalb
derselben geradezu zwecklos, gänzlich überflüssig und mithin ganz von selbst
hinfällig. Sein "moralischer" Zweck ist noch nichtiger.
Es giebt ein grosses Reich, in welchem ein Herrscher regiert, dessen Verfahren
den Geist seiner Unterthanen in Unordnung bringt. Er will gekannt, geliebt und
geehrt sein, und Alles bemüht sich, die Begriffe zu verwirren, die man sich von
ihm machen kann. Die Völker, welche seiner Gewalt unterworfen sind, besitzen
über den Charakter und die Gesetze ihres unsichtbaren Souveräns bloss solche
Ideen, als ihnen seine Minister mittheilen; diese hingegen geben es zu, dass sie
selbst keine Vorstellung von ihrem Meister sich machen können, dass sein Wille
unerforschlich, seine Ansichten und Eigenschaften unergründlich sind; so sind
seine Diener unter sich selbst, nie einig über die Gebote, die sie von ihm
auszugeben vorgeben, dessen Organe sie sich nennen; er verkündet dieselben in
jeder Provinz seines Reiches verschieden; sie schmähen sich gegenseitig und
Einer beschuldigt den Andern des Betruges und der Verfälschung. Die Edikte und
Gebote, welche sie zu verkünden beauftragt zu sein vorgeben, sind dunkel; es
sind Räthsel, die von den Unterthanen, denen sie zur Belehrung gegeben sein
sollen, nicht verstanden und nicht errathen werden können. Die Gesetze des
verborgenen Monarchen bedürfen der Erklärungen, doch Jene, die sie erklären,
sind nie unter sich einig; Alles, was sie von ihrem verborgenen Fürsten
erzählen, ist ein Chaos von Widersprüchen; sie sagen auch nicht ein Wort, das
sich nicht auf der Stelle als Lüge erweisen liesse. Man nennt uhn
ausserordentlich gut; dennoch giebt es auch nicht einen Menschen, der sich nicht
über seine Beschlüsse beklagt. Man nennt ihn unendlich weise, und in seiner
Verwaltung scheint Alles der Vernunft und dem gesunden Verstand entgegen zu
sein. Man rühmt seine Gerechtigkeit und die besten seiner Unterthanen sind
gewöhnlich die am wenigsten Begünstigten. Man versichert, dass er Alles sieht,
und seine Allgegenwart heilt nichts. Er ist, sagt man, ein Freund der Ordnung,
und in seinem Staate ist Alles in Verwirrung und Unordnung. Er thut Alles aus
sich selbst, aber die Ereignisse entsprechen selten seinen Plänen. Er sieht
Alles voraus, aber er weiss nicht, was da kommen wird. Er lässt sich nicht
ungestraft beleidigen und dennoch duldet er die Beleidigung eines Jeden. Man
bewundert sein Wissen, die Vollkommenheit seiner Werke, dennoch sind seine Werke
unvollkommen und von kurzer Dauer. Er schafft, zerstört und verbessert an dem,
was er gemacht hat, ohne je mit seinem Werke zufrieden zu sein. Bei allen seinen
Unternehmungen sieht er nur auf seinen eigenen Ruhm, dennoch erreicht er den
Zweck, allgemein gerühmt zu werden, nicht. Er arbeitet bloss an dem Wohlergehen
seiner Unterthanen, aber denselben mangelt grösstentheils das Nothwendigste.
Jene, die er am meisten zu begünstigen scheint, sind gewöhnlich am wenigsten mit
ihrem Schicksal zufrieden; man sieht sie fast Alle stets gegen einen Herren sich
auflehnen, dessen Grösse sie bewundern, dessen Weisheit sie rühmen, dessen Güte
sie verehren, dessen Grechtigkeit sie fürchten und dessen Gebote sie heiligen,
welche sie nie befolgen.
Dieses Reich ist die Welt; dieser Herrscher ist Gott; seine Diener sind die
Pfaffen, die Unterthanen die Menschen,--eine schöne Gegend!
Der Gott der Christen speziell ist, wie wir gesehen haben, ein Gott, der
Verheissungen macht, um sie zu brechen; der Pest und Krankheiten über die
Menschen kommen lässt, um sie zu bessern. Ein Gott, der die Menschen nach seinem
Ebenbilde schuf und doch nicht der Urheber des Bösen sein soll; der sah, dass
alle seine Werke sehr gut waren, und doch bald vernahm, dass sie schlecht sind;
der es wusste, dass die Menschen von der verbotenen Frucht essen würden, und
dennoch dafür das ganze Menschengeschlecht verdammte.
Ein Gott, der so schwach ist, um sich vom Teufel überlisten zu lassen, so
grausam, dass ihm kein Tyrann der Erde verglichen werden kann, das ist der Gott
der jüdisch-christlichen Götterlehre.
Derselbe ist ein allweiser Pfuscher, der die Menschen vollkommen erschuf und sie
doch nicht vollkommen erhalten konnte, der den Teufel erschuf und ihn doch nicht
zu beherrschen vermag, ein Allmächtiger, der Millionen Unschuldiger verdammte
wegen des Fehlers Einiger; der durch die Sündfluth alle Menschen vertilgte bis
auf einige, und ein neues Geschlecht erzeugen liess, nicht besser als das
frühere; der einen Himmel machte für Thoren, die an die Evangelien glauben, und
eine Hölle für die Wiesen, die sie verwerfen. -Er ist ein göttlicher
Quacksalber, der sich durch den heiligen Geist selbst erzeugte; der sich selbst
als Vermittler sandte zwischen sich selbst un Anderen; der, verachtet und
verhöhnt von seinen Feinden, an ein Kreuz genagelt wurde wie eine Fledermaus an
ein Scheunenthor; der sich begraben liess, von den Todten auferstand, die Hölle
besuchte, lebendig in den Himmel fuhr und nun seit neunzehnhundert Jahren zur
rechten Hand seiner selbst sitzt, um zu richten die Lebendigen und die Todten,
dann, wenn es keine Lebendigen mehr geben wird. er ist ein schrecklicher Tyrann,
dessen Geschichte mit Blut geschrieben sein sollte, weil sie eine Religion des
Schreckens ist. Hinweg denn mit der christlichen Götterlehre; hinweg mit einem
Gott, erfunden durch Priester des blutigen Glaubens, die ohne ihr wichtiges
Nichts, womit sie Alles erklären, nicht länger im Ueberfluss schwelgen, nicht
länger Demuth predigen und selbst im Glanze leben; nicht länger Sanftmuth
predigen und Hochmuth üben, sondern durch die Aufklärung im den Abgrund der
Vergessenheit geschleudert werden. Hinweg denn mit der grausamen
Dreieinigkeit-dem mörderischen Vater, dem unnatürlichen Sohn, dem wollüstigen
Geist! Hinweg mit all' den entehrenden Phantasmen, in deren Namen die Menschen
zu elenden Sklaven entwürdigt und durch die Allmacht der Lüge von den Mühen der
Erde auf die Freuden del Himmels verwiesen werden. Hinweg mit ihren, die mit
ihrem geheiligten Wahne der Fluch der Freiheit und des Glückes sind!
Gott ist nur ein von raffinirten Schwindlern erfundenes Gespenst, vermittelst
welchem die Menschen bisher in Angst erhalten und tyrannisirt wurden. Aber das
Truggebilde zerfliesst sofort, wenn es unter dem Glase nüchterner Untersuchung
betrachtet wird; und die betrogenen Massen werden unwillig, auf solche Popanzen
noch länger zu achten, vielmehr führen sie den Pfaffen die Worte des Dichters zu
Gemüthe:
"Ein Fluch dem Götzen, zu dem wir gebeten
In Winterkälte und Hungersnöthen.
Wir haben vergebens gehofft und geharrt;
Er hat uns geäfft, gefoppt und genarrt."
Sie lassen sich hoffentlich nicht mehr lange äffen, foppen und narren, sondern
stecken eines schönen Tages die Kruzifixe und Heiligen in den Ofen, verwandeln
die Monstranzen und Kelche in nützliche Geschirre, benützen die Kirchen als
Konzert-, Theater-, oder Versammlungslokale, oder, falls sie dazu nichts taugen
sollten, als Kornspeicher und Pferdeställe, hängen die Pfaffen und Nonnen in's
Glockenhaus und können blos das Eine nicht begreifen: wieso es kam, dass nicht
schon längst derartig verfahren wurde.
Dieser kurze, bündige und einzig praktikable Prozess wird sich natürlich erst im
Sturme der kommenden sozialen Revolution vollziehen, d. h. in dem Augenblicke,
wo man auch mit den Komplizen der Pfaffheit, den Fürsten, Junkern, Bureaukraten
und Kapitalisten "tabula rasa" macht, Staat und Gesellschaft aber, gleich der
Kirche, mit eisernem Besen gründlich ausmisten wird.
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