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Fr.(itz) K.(ater)
Die Organisation der FAUD (Syndikalisten)
I.
Mit dem Wort Organisation ist ausgedrückt eine planmäßige Gestaltung resp.
Zusammenfassung von Kräften zur Durchführung einer Unternehmung, resp. zur
Verwirklichung eines Zieles. Je mehr also die Organisation dem vorgestreckten
Ziele entspricht, um so größer ist die Aussicht auf seine Erreichung. Nun gibt
es freilich mancherlei Organisationsgebilde, die alle besondere Zweckbestimmung
haben; sie hier alle aufzuzeigen, kann unsere Aufgabe nicht sein. Hier kommt es
lediglich auf die Organisationen an, die für die Arbeiterklasse geschaffen
worden sind zu dem Zweck, der Klasse der Ausbeuter, Herrschenden und
Unterdrücker eine Macht entgegenzusetzen, die einmal – wie dies die
zentralverbändlerischen Gewerkschaften lediglich tun! – die Lage der
Arbeiterklasse erträglich gestalten wollen, und weiter, - wie es die FAUD sich
zur Aufgabe gestellt hat: Den Klassenkampf bis zur endgültigen Beseitigung aller
Herrschaft und Ausbeutung zu führen und gleichzeitig die organischen Unterlagen
für eine freie sozialistische Gesellschaftsordnung zu schaffen.
Die zentralverbändlerischen Gewerkschaften – von den übrigen
Gewerkschaftsgebilden, wie den bürgerlich-demokratischen und den religiösen
aller Schattierungen soll hier nicht geredet werden – beschränken sich lediglich
auf den Tageskampf um die Erträglichmachung der Lebenslage der Arbeiter
innerhalb des kapitalistischen Staates, während sie alles Übrige den politischen
Parteien und resp. Parlamenten zu tun überlassen. Demgegenüber betont die FAUD –
ausgehend von dem Fundamentalsatz: „Die Befreiung der Arbeiterklasse muß das
Werk der Arbeiter selbst sein!“ - : Der Parlamentarismus ist eine bürgerliche
Einrichtung; Parteien sind keine Klassenorganisationen und können daher auch den
Klassenkampf nicht führen; soll der Befreiungskampf der Arbeiterkasse ihr Werk
selbst sein, dann muß diese Klasse den Kampf auf dem Boden führen, auf dem sie
den Wirkungen der Ausbeutung und Unterdrückung am deutlichsten ausgesetzt ist,
und das ist der ökonomische, der wirtschaftliche Boden. Der politische Überbau
(der Staat), wie auch jede politische Macht finden ihre Unterlagen lediglich im
wirtschaftlichen Besitztum. Ist den herrschenden und ausbeutenden Klassen diese
Grundlage entzogen, dann ist es mit ihrer politischen Macht vorbei, und der Weg
zur Etablierung der sozialistischen Gesellschaft ist frei.
Die gewerkschaftlichen Zentralverbände von heute, soweit sie dem Allgemeinen
Deutschen Gewerkschaftsbund angeschlossen sind, entsprechen in ihrem
organisatorischen Aufbau durchaus dem Zweck, für den sie ins Leben gerufen sind.
In wirtschaftlicher Beziehung haben sie sich ausschließlich auf die Lösung von
Tagesfragen eingestellt. Sie erschöpfen ihre Kräfte für den Abschluß tariflicher
Lohn- und Arbeitsverträge zwischen organisiertem Unternehmertum und der
Arbeiterschaft, in Arbeitsgemeinschaften mit demselben Unternehmertum mit dem
Ziel eines Reichsarbeitsgesetzes usw. Außerdem legen sie, wenn auch
unausgesprochenermaßen, vorwiegend aus organisatorischen Gründen, sehr viel
Gewicht auf mannigfaltige Unterstützungseinrichtungen innerhalb der
Gewerkschaft. Also Dinge, die mit dem Kampf um die Befreiung der Arbeiterklasse
gar nichts zu tun haben, aber geeignet sind, gewonnene Mitglieder an die
Organisation zu fesseln und Indifferente zu ködern. Parteipolitisch sind sie
insoweit neutral, als sie es jedem Mitglied selbst überlassen, sich irgendeiner
ihm zusagenden politischen Parlamentspartei anzuschließen, oder auch gar keiner
anzugehören.
Unbeschadet aber dieser parteipolitischen Neutralität sind die Spitzen dieser
Verbände in der Majorität durchaus auf die Politik der SPD eingestellt, sind
dort sogar richtung- und tonangebend. Sie stehen also auf dem Boden des Staates,
resp. des Autoritätsprinzips, und diesem Prinzip entsprechend ist auch diese
Organisation auf- und ausgebaut. Beachtenswert hierbei ist noch, dass auch die
gewerkschaftlichen Anhänger der übrigen sozialdemokratischen Parteien, wie die
der USP und KPD, trotz des mannigfachen Streites, den sie untereinander und
innerhalb der Verbände gegenseitig führen, sich in bezug auf die
Organisationsform durchaus einig sind. Alle stehen sie auf dem Boden des
Autoritäts- und Herrschaftsprinzips. Sie vertreten das Prinzip des Regierens
durch Einzelne und die Unterordnung der Massen unter die Bürokratie.
Wir halten es hingegen mit Saint Simon, der da sagte: „Wir haben an die Stelle,
die Menschen zu regieren, die Kunst zu setzen, Dinge zu verwalten. Dieser
Standpunkt findet seinen Ausdruck in der Prinzipienerklärung, in welcher es auch
diesbezüglich heißt:
Die Syndikalisten sind der Überzeugung, daß die Organisation einer
sozialistischen Wirtschaftsordnung nicht durch Regierungsbeschlüsse und
Staatsdekrete geregelt werden kann, sondern nur durch den Zusammenschluß aller
Kopf- und Handarbeiter, in jedem besonderen Produktionszweige; durch die
Übernahme der Verwaltung jedes einzelnen Betriebes durch die Produzenten selbst,
und zwar in der Form, daß die einzelnen Gruppen, Betriebe und Produktionszweige
selbständige Glieder des allgemeinen Wirtschaftsorganismus sind, die auf Grund
gegenseitiger und freier Vereinbarungen die Gesamtproduktion und die allgemeine
Verteilung planmäßig gestalten im Interesse der Allgemeinheit.
Die Syndikalisten sind der Meinung, daß politische Parteien, welchem Ideenkreise
sie auch angehören, niemals imstande sind, den sozialistischen Aufbau
durchführen zu können, sondern daß diese Arbeit nur von den wirtschaftlichen
Kampforganisationen der Arbeit geleistet werden kann. Aus diesem Grunde
erblicken sie in der Gewerkschaft keineswegs ein vorübergehendes Produkt der
kapitalistischen Gesellschaft, sondern die Keimzelle der zukünftigen
Wirtschaftsorganisation. In diesem Sinne erstreben die Syndikalisten schon heute
eine Form der Organisation, die sie befähigen soll, ihrer großen historische
Mission, und in derselben Zeit dem Kampfe für die täglichen Verbesserungen der
Lohn- und Arbeitsverhältnisse, gerecht zu werden.“
Mit diesen Sätzen ist Ausdruck verliehen, daß die Syndikalisten jede
Herrschaftsinstitution ablehnen nach dem Grundsatz: „Wir wollen nicht herrschen,
aber auch nicht beherrscht sein!“ Jeder Unbefangene wird aber auch erkennen, daß
sich unsere Prinzipien wie Feuer und Wasser scheiden von denen der
sozialdemokratischen Parteien – einschließlich der kommunistischen – die auch
die zentralverbändlerischen Gewerkschaften proklamiert haben und erstreben. Dort
nur ein anderes Herrschaftssystem mit anderen Herrschern, hier eine vollständige
Beseitigung aller Herrschaft und eine Verwaltung der Dinge durch die
werteschaffenden Volksgenossen selbst.
Die FAUD erstrebt also heute schon eine Organisation, die sie befähigen soll,
ihrer großen Mission gerecht zu werden. Dies glaubt nun der übergroße Teil der
von ihr verfaßten Mitgliedschaften in der programmatischen, organisatorischen
Grundlage umschrieben zu sehen, in der es gleich eingangs heißt:
„Die FAUD setzt sich zusammen aus Industrie- Föderationen (Gewerkschaftsbünden)
und solche Organisationen (Orts- und Betriebsvereinen, welch letztere sich zu
Ortsvereinen zusammenzuschließen haben), für die eine Föderation noch nicht
besteht, soweit diese sowohl den auf Verbesserung der Lebenshaltung und
Arbeitsbedingungen gerichteten Tageskampf führen wollen und die Bestrebungen
sich zu eigen machen, die in der Prinzipienerklärung ihren Ausdruck finden.
Zur FAUD können nicht gehören solche Gewerkschaften, die den Klassenkampf
verleugnen und statt der Gegensätzlichkeit eine Gemeinschaft der Interessen
zwischen Unternehmer- und Arbeiterklasse anerkennen und erstreben.“
Seit bald drei Jahren besteht der Beschluß, die Organisationen nach dieser
Grundlage auszubauen. Jedoch bleibt selbst in dieser Beziehung noch viel zu
wünschen übrig. Mit der Föderationsbildung der Industriearbeiter sieht es in
vielen Ortsvereinen noch recht traurig aus. Hier muß unbedingt Wandel geschaffen
werden, wenn das Organisationsgebilde der Prinzipienerklärung entsprechen soll.
Ausdrücklich ist dort gesagt:
„An jedem Orte schließen sich die Arbeiter der revolutionären Gewerkschaft ihrer
resp. Berufe an, die keiner Zentrale unterstellt ist, ihre eigenen Gelder selbst
verwaltet und über vollständige Selbstbestimmung verfügt. Die Gewerkschaften der
verschiedenen Berufe vereinigen sich an jedem Ort in der Arbeiterbörse, dem
Mittelpunkt der lokalen gewerkschaftlichen Tätigkeit und der revolutionären
Propaganda. Sämtliche Arbeiterbörsen des Landes vereinigen sich in der
Allgemeinen Föderation der Arbeiterbörsen, um ihre Kräfte in allgemeinen
Unternehmungen zusammenfassen zu können.
Außerdem ist jede Gewerkschaft noch föderativ verbunden mit sämtlichen
Gewerkschaften desselben Berufes im ganzen Lande, und diese wieder mit den
verwandten Berufen, die sich zu großen allgemeinen Industrieverbänden
zusammenschließen. Auf diese Weise bilden die Föderation der Arbeiterbörsen und
die Föderation der Industrieverbände die beiden Pole, um die sich das ganze
gewerkschaftliche Leben dreht.“
Wie weit wir von der Verwirklichung dieses idealen Organisationsgebildes noch
entfernt sind, können am besten diejenigen ermessen, die in der Bewegung
gründlich Bescheid wissen. Gewiß bestehen schon einige Industrieföderationen und
auch eine ganze Reihe örtlicher und Bezirksarbeiterbörsen. Es könnte aber auf
dem Gebiete der Föderationsbildung beruflich eng verwandter Syndikalisten schon
weit mehr geleistet sein, wenn – ja, wenn die Kongreßbeschlüsse samt
Prinzipienerklärung von vielen Genossen ernster genommen würden. Sind doch unter
denen, die sich ganz besonders gegen die Föderationsbildung sträuben, vielfach
solche Genossen, die – was Wissen und Erfahrung betrifft – durchaus auf der Höhe
stehen. Hier müssen also noch andere Gründe mitspielen als nur Gleichgültigkeit.
Aber auch diese Ursachen sind Eingeweihten sehr wohl bekannt. Von diesen sei
hier nur genannt: Die übergroße Sorge, daß sich auch die FAUD zum Zentralismus
auswachsen könnte. Auch herrscht bei manchem Widerstrebenden noch ein gut Teil
partikularistischer Geist vor, der im Syndikalismus überhaupt keinen Raum mehr
haben sollte. Diese Genossen stören sich den Teufel darum, daß es unter
„Gliederung“ im organisatorischen Aufbau heißt:
„...Wenn in diesen Sammelstätten (Freien Vereinigungen aller Berufe) eine
größere Zahl von Genossen desselben Berufes beisammen sind, werden diese zu
einer selbständigen Organisation für den betreffenden Beruf oder für die
Industrie herausgebildet. Ist die Zahl der Angehörigen eines besonderen Berufes
auf 25 Personen angewachsen, so haben diese in dem Verein eine Sektion zu bilden
und diese der bestehenden Föderation anzuschließen.“
Wenn dies auch mehr eine moralische Verpflichtung, keine Zwangsmaßnahme ist, so
sollte sie doch mehr als bisher Beachtung finden.
II.
Die Zeit drängt. Die Not steigt immer mehr an und die werteschaffende Klasse
sucht nach Auswegen. Alle Versprechungen und Vertröstungen der verschiedenen
politischen Parteien haben sich als Schall und Rauch erwiesen. Die Angehörigen
der enterbten Klasse müssen zu der Erkenntnis kommen, daß, sollen die
Sklavenketten der Lohnknechtschaft fallen, sie sich auf nichts und auf niemand
anderen verlassen dürfen, als auf sich selbst.
Die FAUD (S.) hat nicht nur für die Durchführung dieses notwendigen
Klassenkampfes die organisatorischen Grundlagen fest umschrieben, sie hat auch
die Aufgaben umrissen, welche die siegreiche proletarische Klasse zu erfüllen
hat, wenn sie die Produktion (Werte schaffen) und die Konsumption (Verteilung
und Verbrauch) so regeln soll, wie es einer gesunden, herrschaftslosen
sozialistischen Gesellschaft entspricht.
Was man bisher an organisatorischem Niederschlag feststellen kann, beschränkt
sich, mit wenigen Ausnahmen, lediglich auf den Zweck, den Tageskampf um die
Verbesserung der Lohnverhältnisse zu führen.
In dieser Hinsicht haben nun freilich die Mehrzahl der FAUD angeschlossenen
Ortsvereine, der Industieföderationen und auch die verschiedenen „Freien
Vereinigungen aller Berufe“ schon vieles überwunden, was den
zentralverbändlerischen Gewerkschaften als unabänderliches Prinzip gilt. Sie
haben als oberstes Ideal im Klassenkampfe des Proletariat die unbedingte
Solidarität an Stelle des zentralistischen Diktats gesetzt und dadurch schon
mannigfach den Beweis erbracht, daß, wie im Kleinkrieg um die Verbesserung der
Lebensbedingungen, die gegenseitige Hilfe, und nur diese es auch sein wird, die
den Sieg der proletarischen über die herrschende Klasse verbürgt. Aber auch hier
ist bei manchen Ortsvereinen, auch solchen, die den schon bestehenden Industrie-
Föderationen angeschlossen sind, noch vieles nachzuholen.
Wenn schon die gegenseitige Hilfe oberstes Prinzip in der FAUD sein soll, dann
ist Voraussetzung, daß diese von allen so geübt wird, daß nirgends das Gefühl
aufkommt, oder gar der Nachweis geführt werden kann: „Es gibt Ortsvereine, die
sich lediglich auf andere verlassen, sich selbst aber nicht die nötigen Opfer
auferlegen, um im Notfall selbst sofort anderen ausgiebig helfen zu können.“
Tatsächlich liegt hier noch vieles im Argen. Die „Streikresolution“, die schon
lange Jahre hierfür wegweisend ist, wird tatsächlich von vielen durchaus nicht
beachtet, besonders, soweit in ihr die Beitragspflicht und die sich aus dieser
ergebende Unterstützungshöhe umschrieben ist. Auf jedem Kongreß sind hierüber,
sowohl von einzelnen Delegierten, wie auch seitens der Geschäftskommission
Beschwerden erhoben und Mahnungen an die Säumigen gerichtet worden. Geholfen hat
das bei manchen gar nichts. Sie kümmern sich nicht um Resolutionen und
Kongreßbeschlüsse da, wo von ihnen Opfer verlangt werden, die für die Mehrzahl
Selbstverständlichkeiten sind. Beachten aber gleichzeitig sehr genau die
Stellen, wie die übrigen bei ihnen die Solidarität bekunden sollen. Das muß
anders werden. Solange es noch Menschen gibt, die nicht freiwillig jederzeit
opferbereit sind, wenn sie ihre Organisationsgenossen im Kampf mit der
Unternehmerklasse und damit in Not wissen und sie nicht immer bemüht sind, für
solche Fälle in ruhiger Zeit die nötigen Mittel zur sofortigen Hilfeleistung
zusammentragen, so lange wird keine Organisation, auch nicht die FAUD darauf
verzichten können, fest umschriebene Satzungen zu schaffen, aus denen jeder, der
sich dieser Organisationen anschließen will, klar und deutlich ersieht, welche
Pflichten er zu erfüllen hat, wenn er in den Genuß von Rechten, die die
Vereinigung gewährt, treten will. Gleich bei Beginn des Wortlautes der
„Streikresolution“ heißt es:
„Jede der FAUD angeschlossene Organisation ist verpflichtet, um zu eventuellen
Lohnkämpfen gerüstet zu sein, von ihren Mitgliedern einen Beitrag von mindestens
1 Prozent des verdienten Lohnes wöchentlich zu erheben, der nach dem Verdienst
bei regulärer Arbeitszeit und nach voller Wochenarbeit zu berechnen ist. Die
Streikunterstützung darf den fünffachen Wochenbeitrag pro Tag nicht übersteigen
und richtet sich nach dem Beitrag, der mindestens drei Monate von Beginn des
Streiks gezahlt wurde. Durch eine nachträgliche Erhöhung des Beitrages darf kein
Anspruch auf Erhöhung der Tagesunterstützung hergeleitet werden.“
Mit Bedauern muß hier festgestellt werden, daß gerade dieser erste Passus
benannter Resolution von manchen Arbeiterkategorien überhaupt nicht beachtet
wird. Es fällt ihnen gar nicht ein, 1 Prozent des Lohnes (also eines vom
Hundert!) vom verdienten vollen Wochenlohn als wöchentlichen Beitrag an die
Organisation abzuführen. Wir kennen Ortsvereine, die noch heute nicht einmal ein
Fünftel eines Prozentes als Beitrag von ihren Mitgliedern wöchentlich erheben.
Manche davon, z.B. solche im großen Industriegebiet, haben dafür als
Ausredebegründung: „Wir wollen keine Kleinstreiks; für uns kommen auch
Kleinstreiks nicht mehr infrage, also laßt auch ihr übrigen ab von den Klein-
und Lohnstreiks und bereitet euch auf den großen Endkampf vor u.a.m.“
Daß es heute bei der Mehrzahl der Ortsvereine in der FAUD meist gar nicht von
ihrem Willen abhängt, ob sie in einen Lohnstreik eintreten wollen oder nicht,
sondern, daß hierfür ganz andere Faktoren bestimmend sind, das scheint diesen
Genossen noch nicht zum Bewußtsein gekommen zu sein. Diese Frage, bereffend
Kleinstreikabstinenz und Beseitigung der Lohnstreiks, wird erst dann diskutabel,
wenn die FAUD und die übrigen revolutionären Gewerkschaftsrichtungen, die im
sozialen Generalstreik die wuchtigste Kampfeswaffe der proletarischen Klasse zur
Niederringung der Klassenherrschaft und der Beseitigung aller Lohnknechtschaft
sehen, wenigstens eine starke Minorität im deutschen und internationalen
gewerkschaftlichen Leben organisatorisch erfaßt und mit diesem Geist erfüllt
haben, so daß, wenn auch nicht ausschließlich ihre Organisationen, aber doch ihr
geistiger und moralischer Einfluß auch auf die übrigen Klassengenossen von
ausschlaggebender Bedeutung geworden ist. So lange dies nicht erreicht ist,
werden wir, ob gern oder ungern, sowohl Kleinstreiks mitmachen und auch
partielle Aussperrung über uns ergehen lassen müssen. Es ist daher, wenn nicht
Drückebergerei vor der Erfüllung diesbezüglicher Kongreßbeschlüsse, dann ein
totales Verkennen der Lage, in der sich die FAUD und mit ihr auch die übrigen
Arbeiter zur Zeit noch befinden.
Nun wird freilich programmatisch die Selbständigkeit der Ortsvereine
ausdrücklich betont. Und das ist gut so. Diese „Selbständigkeit“ hat aber im
allgemeinen Organisationsbau auch ihre Grenzen. Da, wo ein Ortsverein oder gar
eine ganze Industrieföderation sich gemeinsam getätigten Kongreßbeschlüssen (der
Kongreß ist die höchste Instanz der FAUD (S.)!) nicht unterordnet, oder diese
selbstherrlich für sich außer Kraft setzt, bekunden sie, daß sie mit der
Gesamtorganisation nichts mehr gemein haben wollen. Sie stellen sich, ob gewollt
oder ungewollt ist dabei gleichgültig, selbst außerhalb der Gemeinschaft und
bekunden damit gleichzeitig, daß das Prinzip der Gegenseitigkeit für sie nicht
besteht, sondern der Individualismus leitender Gedanke ist. Individualismus und
Organisation schließen aber einander aus. Es sind zwei so starke Gegensätze, daß
sie sich zu einander erhalten, wie weiß und schwarz. Und keinem Kameraden und
Genossen, der die Dinge, wie sie sich in manchen Ortsvereine abgespielt haben
und teils noch an der Tagesordnung sind, objektiv schaut und beurteilt, wird es
entgangen sein, daß dort, wo der Individualismus noch stark hervortritt, die
Organisation krank und leistungsunfähig in jeder Hinsicht ist. Selbständigkeit
der einzelnen Glieder des Gesamtkörpers FAUD also nur soweit, wie es (das Glied)
ihm am besten dienen kann. Und da es hier keine ärztliche Autorität gibt, auch
niemals geben darf, die einen gewaltsamen operativen Eingriff oder gar eine
Amputation eines kranken und dem Gesamtkörper schädigenden Gliedes vornehmen
kann, so müssen sich diejenigen, die dazu durch Kongreßbeschluß berufen sind,
oder solche, die sich sonst noch dazu berufen fühlen, den Körper vor
Erkrankungen zu bewahren suchen, und wo sie solche entdecken, schon solcher
Mittel bedienen, die ohne Gewalteingriffe zur Gesundung führen. Da diese aber
ausnahmslos nur in der geistigen Rüstkammer – um im Bilde zu bleiben, kann man
auch sagen Klinik – revolutionärsyndikalistischer Erkenntnis zu finden sind, muß
man sich schon der Mühe unterziehen, in diese einzudringen und sie dem Patienten
darzureichen so lange, bis er gesundet. Sind alle diese Mühen unnütz, dann muß
der gesunde Teil zur Isolierung des schädlichen seine Zuflucht nehmen.
Die FAUD hat sich höhere Ziele gesteckt, als jede in Deutschland sonst noch
bekannte wirtschaftliche Organisation. Sehen die einen ihre Aufgaben darin schon
erfüllt, daß sie die Lebensbedingungen der Arbeiter in der kapitalistischen Welt
möglichst erträglich gestalten wollen, und schieben sie daher alle weiteren
Aufgaben den politischen Parteien zu, so sehen die revolutionären Syndikalisten
Deutschlands in ihrer Organisationsgemeinschaft den Apparat, durch welchen
sowohl die wirtschaftlichen und geistigen Lebensbedingungen innerhalb der
kapitalistischen Privatwirtschaft für die Arbeiter als Klasse erträglich und
erreichbar gemacht werden und gleichzeitig die Grundlage für eine
Kampforganisation sein soll, die die Aufgabe hat, die Abschaffung der
Wirtschaftsmonopole und der Gewaltherrschaft des Staates herbeizuführen. Sie ist
daher durchaus nicht nur eine wirtschaftliche, sondern gleichzeitig im hohen
Maße auch eine politische Organisation. Freilich keine parteipolitische oder gar
eine Organisation zur parlamentarischen (Verhandlungs-) Zwecken. Im Gegenteil:
„Die Syndikalisten verwerfen prinzipiell jede Form der parlamentarischen
Betätigung, jede Mitarbeit in den gesetzgebende Körperschaften, ausgehend von
der Erkenntnis, daß auch das freieste Wahlrecht die klaffenden Gegensätze
innerhalb der heutigen Gesellschaft nicht mildern kann, und daß das ganze
parlamentarische Regime nur den Zweck verfolgt, dem System der Lüge und der
sozialen Ungerechtigkeit den Schein des legalen Rechtes zu verleihen – den
Sklaven zu veranlassen, seiner eigene Sklaverei den Stempel des Gesetzes
aufzudrücken.“
Aus diesen Gründen können sich revolutionäre Syndikalisten auch an keinen Wahlen
der gesetzlichen Betriebsräte beteiligen oder sich gar selbst als solche wählen
lassen, wenn sie nicht im Widerspruch mit den Prinzipien kommen wollen. Wie mit
diesen, so steht es auch mit allen übrigen schon bestehenden wie noch in
Aussicht genommenen Staatsgesetzen bezüglich des sogenannten Arbeiterrechts. Da
muß es heißen: „Hände weg! Die Syndikalisten stehen auf dem Boden der direkten
Aktion.“ (Siehe No. 37, 1922 „Der Syndikalist“ an leitender Stelle.) Und als
solche unterstützen sie alle Bestrebungen und Kämpfe des Volkes, die mit ihren
Zielen nicht im Widerspruch stehen. Ihre Aufgabe ist es, „die Massen geistig zu
erziehen und in der wirtschaftlichen Kampforganisationen zu vereinigen, um
dieselben durch die direkte wirtschaftliche Aktion, die im sozialen
Generalstreik ihren höchsten Ausdruck findet, der Befreiung vom Joche der
Lohnsklaverei und des modernen Klassenstaates entgegenzuführen.“
Wer auf solch prinzipiellem Standpunkt steht, der kann freiwillig keinerlei
Bindungen eingehen, die geschaffen sind und noch geschaffen werden sollen, um
diesen, unseren Prinzipien entgegenzuwirken und die kapitalistische
Monopolwirtschaft und Gewaltherrschaft des Staates zu festigen und zu verewigen.
In Ortsvereinen, in welchen solche Beteiligung trotzdem noch zu verzeichnen ist,
fehlt es noch an der revolutionär-syndikalistischen Erkenntnis. Ein Mangel, auf
den nicht oft und gründlich genug hingewiesen werden kann. Ergeben sich doch aus
solch inkonsequenten Handlungen Folgen, die nicht am wenigsten Schuld an den
gegenseitigen Reibungen von Organisation zu Organisation und den inneren
Zersetzungen ganzer Ortsvereine tragen. Kein Ortsverein der FAUD sollte sich
daher jemals an solchen Dingen beteiligen und auch kein Mitglied dürfte es mit
seiner Überzeugung vereinbaren können, sich als Wahlkandidat zu stellen.
Und doch steht die FAUD auf dem Standpunkt, daß die Betriebsräte eine
Voraussetzung in den Betrieben und Werkstätten zur Weiterführung der Wirtschaft
in der klassen- und herrschaftslosen sozialistischen Gesellschaft sind. Das kann
aber nicht auf staatlich vorgeschriebenem gesetzlichem Wege erreicht werden.
Diese hierfür notwendigen Kenntnisse den Mitgliedern zu vermitteln, sind
Aufgaben der Ortsvereine und der Arbeiterbörsen! - Sie müssen Einrichtungen
schaffen, durch welche den wißbegierigen und aufnahmefähigen Kameraden die
hierfür nötigen Kenntnisse durch Fach- und Sachkenner beigebracht werden. Es
kommt auf diesem Gebiete gar nichts von selbst, alles will zunächst erst geistig
erfasst sein, bevor es in die Tat umgesetzt werden kann.
III.
Wie sich die revolutionären Syndikalisten es vorstellen, daß die sozialistische
Wirtschaft ohne Oberherrschaft nach einer siegreichen Revolution weitergeführt
werden kann, das ist in der Prinzipienerklärung so umschrieben:
„Würden nun – nachdem die Vorbedingungen des organisatorischen Ausbaues erfüllt
sind - (...) bei einer siegreichen Revolution die Arbeiter vor das Problem des
sozialen Aufbaues gestellt, so würde sich jede Arbeiterbörse in eine Art lokales
statistisches Büro verwandeln, und sämtliche Häuser, Lebensmittel, Kleider usw.
unter ihre Verwaltung nehmen. Die Arbeiterbörse hätte die Aufgabe, den Konsum zu
organisieren, und durch die allgemeine Föderation der Arbeiterbörse wäre man
leicht imstande, den Gesamtverbrauch des Landes berechnen und auf die einfachste
Art organisieren zu können.
Die Industrieverbände (Föderationen!) ihrerseits hätten die Aufgabe, durch ihre
lokalen Organe (Ortsvereinsverwaltungen!) und mit Hilfe der Betriebsräte
sämtliche vorhandenen Produktionsmittel (Fabriken, Bergwerke, Werkstätten,
Maschinen und Werkzeuge usw.), Rohstoffe usw. unter ihre Verwaltung zu nehmen
und die einzelnen Produktionsgruppen (Warenerzeuger!) und Betriebe mit allen
Notwendigen zu versorgen. Mit einem Worte: Organisation der Betriebe und
Werkstätten durch die Betriebsräte; Organisation der allgemeinen Produktion
durch die industriellen und landwirtschaftlichen Verbände; Organisation des
Konsums durch die Arbeiterbörsen.“
Hier ist also klipp und klar der Weg gewiesen, auf welchem die FAUD zum
herrschaftslosen Sozialismus gelangen will. Die Voraussetzung hierfür ist – das
wird jeder objektiv Urteilende ohne weiteres erkennen und mit uns als notwendig
erachten – eine nach diesen Grundsätzen gut ausgebaute und ebenso
funktionierende Organisation.
Die Organisation ist vorhanden. Daß sie heute schon so gut funktioniert, wie es
wünschenswert ist, läßt sich bedauerlicherweise nicht mit einem
uneingeschränkten Ja beantworten. Die Gründe für diesen Mangel sind
mannigfaltiger Natur. Autoritätswahn, Egoismus, Individualismus,
Kleinigkeitskrämerei, Partikularismus, Splitterrichterei, Spintisiererei,
kleinliches Strebertum, Eitelkeit und andere menschliche unschöne Eigenschaften
sind auch in der FAUD zu finden und haben Personen, die mit einer oder gar
mehreren dieser „Tugenden“ behaftet sind, schon manchen Stein auf den Weg des
Aufstiegs unserer Organisationen im allgemeinen sowie auf den mancher
Ortsvereinigung im besonderen als Hindernisse gewälzt. Aber auch solche Dinge,
so unliebsam und unschön sie sind, müssen mit in Kauf genommen werden. Männer
und Frauen, die ihre Klassenlage und die Widerstände, die den Aufstieg des
Proletariats zur Beseitigung aller Klassenunterschiede behindern, richtig
erkannt haben, werden niemals ermüden. Sie werden all ihre geistige Kraft und
sonstigen guten Eigenschaften aufwenden, bis auch die Irrenden und Mißberatenen
den rechten Weg gefunden haben. Sind diese Aufgaben auch mit mancherlei
Mißhelligkeiten und Widerwärtigkeiten verbunden, sie müssen durchgekämpft
werden, wenn Klarheit und Reinheit in den eigenen Reihen platzgreifen soll. Auf
die Klarheit des Prinzips und Zielsicherheit der Organisation kommt es
ausschließlich an, wenn sie werbende Kraft besitzen soll. Die FAUD (S.)
unterscheidet sich hierin von allen den mannigfachen Arbeiterorganisationen in
Deutschland. Sie hat Weg und Ziel klar und deutlich umschrieben und ist nicht
gewillt, davon um Haaresbreite abzuweichen, was ihr auch immer, außer
menschlicher Vorausberechnung, widerfahren möge. In unwandelbarer Treue werden
diejenigen, die dazu berufen sind, oder diesen Beruf in sich fühlen, die
Prinzipien rein zu halten und die für deren Verwirklichung zu schaffende
Organisation auf- und auszubauen, allen Widerständen und Widerwärtigkeiten
trotzen. Jahrzehntelang hat es gewährt, bis sich in Deutschland diese Ideen
durchgerungen haben und die Erkenntnis gekommen ist, daß die antiautoritäre
sozialistische Gesellschaft nur verwirklicht werden kann, wenn die hierfür
nötige Organisation der werteschaffenden Kräfte föderalistisch ist, d.h. aus
freien Bünden besteht, die keinerlei Oberherrschaft untergeordnet sind, wie es
beim Staat, der Kirche und den, diesen nachgebildeten modernen
Arbeiterverbänden, der Fall ist.
Außer diesen letzteren bestehen aber noch einige andere
Arbeiterorganisationsrichtungen, von denen wir meinen, sie haben die Aufgaben
der Arbeiter als Klasse noch nicht voll erkannt. Das wäre nun freilich zu
entschuldigen. Stehen die Dinge so, dann läßt sich diskutieren. Ist es pure
Eigenbrötelei, dann nicht. Die Betriebsorganisationen, z.B. zusammengeschlossen
in der AAUE, definieren in ihren Organen ihre Stellung zum proletarischen
Klassenkampf, ähnlich wie die FAUD (S.). Sie beschränken sich aber, soweit wir
die Dinge sehen und beurteilen können, organisatorisch auf die Produktion. Sie
wollen gewissermaßen alles mit Hilfe der Betriebsräte und der
Betriebsorganisation erreichen, was für die Wirtschaft in der sozialistischen
Gesellschaft vonnöten ist. Sie verschmähen den Aufbau der Industrievereine in
Landesföderationen und sagen, soweit uns bekannt, von der Organisation des
Konsums durch die örtlichen und mit einander föderierten Arbeiterbörsen gar
nichts. Nun hängt aber, wie ein überzeugter revolutionärer Sozialist wissen muß,
der Wohlstand aller in einer Gesellschaft nicht in erster Linie davon ab, daß
viele Werte erzeugt, sondern davon, ob solche Waren genügend vorhanden sind, die
von jedermann durchaus gebraucht werden. Nach einer siegreichen Revolution der
Arbeiterklasse wird aber – das haben bisher noch alle verflossenen Revolutionen
gezeigt – es gerade an dem mangeln, was die Menschen am nötigsten zur Erhaltung
des Lebens gebrauchen: Wohnung, Kleidung, Nahrung usw. Nicht Luxusartikel aller
Art, wie z.B. die deutsche Industrie heute sie auf den Markt bringt, wobei die
heimischen Arbeiter Löhne erhalten, von denen sie nicht das nackte Leben fristen
können, die Arbeiter der Abnahmeländer aber an Arbeitslosigkeit zugrunde gehen
und die deutschen Industriellen und Valutaschieber im Überfluß platzen, dürfen
dann hergestellt werden. Um aber festzustellen, was in den vielen örtlichen
Kommunen mangelt und was andererseits wieder an Überflüssigem vorhanden ist, um
dafür vorzusorgen, daß tatsächlich jeder nach seinen Fähigkeiten schaffen soll,
um dafür nach seinen Bedürfnissen leben zu können, so weit die vorhandenen
Bedarfsartikel dies gestatten, dazu reichen die Betriebsorganisationen und die
Betriebsräte durchaus nicht aus. Dafür müssen die Arbeiterbörsen Sorge tragen.
Die Betriebsorganisation wird in ihrer letzten Auswirkung zu schlimmsten
Partikularismus führen. Davon sind wir überzeugt. Man komme doch z.B. heute der
Arbeiterschaft einer Luxusmöbelfabrik einmal mit der Zumutung: „Mit eurer
Arbeit, die ihr da macht, raubt ihr euch und euren Klassengenossen nicht nur das
Holz für Möbel und Wohnung, sondern auch die Kleider und Schuhe vom Leibe
(Leder- und Polstermöbelarbeiter), laßt ab davon!“ Dann werden von hundert
mindestens neunundneunzig erstaunt aufschauen und verständnislos fragen: „Ja,
was sollen wir dann tun?“ Oder gehe man zu den Textil- und
Bekleidungsindustriearbeitern, die heute fast ausschließlich nur Stoffe weben
oder verarbeiten, die keine Arbeiterin und kein Arbeiter mehr bezahlen kann, und
sage denen: „Eure Arbeit ist unsozialistisch, und ihr werdet in der
sozialistischen Gesellschaft unter allen Umständen nur solche Stoffe weben und
verarbeiten dürfen, die am leichtesten erreichbar sind und jedermann zugängig
gemacht werden können!“ Was werden sie sagen: „Gehe uns ab mit deinem
Sozialismus!“ das wird noch das Bescheidenste sein. Sie sind alle, mit wenigen
Ausnahmen, in ihrer Berufsarbeit durchaus noch konservativ und es ist eine grobe
Unterlassungssünde, wenn die Klassengenossen nicht bei Zeiten auch von diesem
engen Gesichtskreis befreit werden.
Darum sei noch einmal besonders betont:
Die Organisation der Hand- und Kopfarbeiter in örtlichen Industrie- Vereinen;
Die örtlichen Industrie- Vereine jeder besonderen Industrie verbunden in ihrer
Landesindustrie- Föderationen;
die Landesindustrie- Föderation miteinander verbunden durch den Zusammenschluß
aller Industrie- Föderationen in der Geschäftskommission;
die örtlichen Industrie- Vereine – und wo solche noch nicht durchgängig
bestehen, und eine Vereinigung aller Berufe neben diesen noch notwendig ist –
schließen sich zusammen in der Arbeiterbörse des Ortes;
die örtlichen Arbeiterbörsen schließen sich zu Kreis-, Bezirks- und dann darüber
hinaus zur Föderation der Arbeiterbörsen des ganzen Landes zusammen. Sie sehen
ebenfalls in der Geschäftskommission die höchste ausführende Instanz, wie die
Landesindustrie- Föderationen. Sind beide Teile, die Industrie- Föderationen und
die Föderation der Arbeiterbörsen ausgebaut, dann wird der Zentralismus und mit
ihm die Herrschaft einzelner über die Massen von der Tagesordnung verschwinden.
Die Arbeiter werden nicht nur erkennen lernen, daß sie Erhalter der
Gesellschaft, sondern auch die Träger derselben, daß sie der Herkules sind, der
die Welt auf seinen Schultern balanciert, daß es von ihrem Willen abhängt, ob
diese Welt auf der Gleichberechtigung alles dessen, was Menschenantlitz trägt,
ruhen, oder ob sie in den Orkus versinken soll.
Die FAUD (S.), deren höchste Instanz der Kongreß ist, ist an Jahren nicht mehr
jung. Sie wird aber niemals alt, denn sie hat sich mit dem Genius Sozialismus
vermählt. Ihre Träger sind stark und kräftig. Werbend reichen wir allen die
Hände, die ernsten Willens sind, an dem großen Befreiungskampf der
Arbeiterklasse aus dem Joche der Lohnknechtschaft, und dem Aufbau einer freien
sozialistischen kommunistischen Gesellschaft teilzunehmen.
Aus: „Der Syndikalist“, Nr. 37-39/1922. Abgedruckt in: FAU-Bremen (HG.):
Klassenkampf im Weltmaßstab, Bremen 2006
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