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Zwei Broschüren zur Geschichte der FAUD in Bremen und Baden
In den letzten Jahren hat sich die FAU Bremen zu einer wahren
Produktionsschmiede für regionalgeschichtliche Studien und Untersuchungen der
gewerkschaftlichen Praxis der Freien Arbeiter-Union Deutschlands (FAUD)
entwickelt. Mit „Syndikalismus und Räterevolution in Bremen 1918/19“ und „Zur
Geschichte der syndikalistischen Arbeiterbewegung in Baden“ liegen nun zwei
weitere Veröffentlichen aus der Hansestadt vor.
Evolution statt Putschismus
In der ersten, sehr gelungenen Broschüre befasst sich der Historiker Helge
Döhring mit der Rolle der SyndikalistInnen in der Bremer Räterevolution von
November 1918 bis Februar 1919. Die Bremer SyndikalistInnen standen, wie im
Übrigen auch ihre GenossInnen bei ähnlichen Versuchen in anderen Teilen des
Reiches, der Räterepublik skeptisch gegenüber. Sie setzten nicht wie die
KommunistInnen auf gewaltsame Kraftakte einer revolutionären Minderheit, sondern
auf die Gewinnung der Massen, auf die bewusste Aktion, die Ausrufung des
Generalstreiks. Dennoch standen sie nicht abseits und gewannen so an Einfluss
unter den ArbeiterInnen. Die Bremer KPD sah sich deshalb dazu gezwungen, in
ihrer Zeitung gegen sie zu agitieren und den syndikalistischen Flügel 1919 aus
der Partei zu drängen. Während der Niederschlagung der Räterepublik waren
syndikalistische GenossInnen aktiv an ihrer Verteidigung beteiligt. Unter den 29
im Gefecht gegen Freikorpstruppen getöten Rätekämpfern befanden sich zwei
Syndikalisten. Im zweiten Teil der Broschüre wenden sich die Herausgeber den
alljährlichen Gedenkfeierlichkeiten der syndikalistischen Bewegung am Denkmal
für die Gefallenen der Räterepublik zu, die seit 2000 wieder im Schatten der
parteioffiziellen stattfinden.
Kurzlebig
Spärlich sind die Spuren, die die FAUD dagegen in Baden hinterlassen hat. Spät,
erst 1931, als der Einfluss der AnarchosyndikalistiInnen in der Arbeiterschaft
schon stark zurückgedrängt war, gründete sich in Heidelberg ein Ortsverein der
FAUD, dessen Existenz bis 1932 nachgewiesen werden kann. Die Genossen
beteiligten sich an der “Gilde freiheitlicher Bücherfreunde” (GfB), vertrieben
das Reichsorgan “Syndikalist” und unternahmen Versuche, im
Notstandsarbeiterstreik vom Juni 1931 zu intervenieren. Dabei stellten sie sich
gegen die kommunistische “Revolutionäre Gewerkschafts-Opposition” (RGO), die die
Streikführung an sich gerissen hatte. Der Streik dauerte nur eine Woche;
letztendlich war er an der starken Streikbrechertätigkeit der Nazis “und der
Drohung eines NSDAP-Stadtratsabgeordneten, die SA zum Schutz” derselben
“einzusetzen”, erstickt worden (Döhring). In Freiburg gründete der von 1929 bis
1931 bestehende Ortsverein eine Arbeiter-Esperanto-Gruppe und beteiligte sich an
Protesten. Im Bodenseeraum hatten sich schon früher lokale Gruppen gegründet,
bestanden aber auch nur für kurze Zeit, von Anfang bis Mitte der 20er Jahre.
Außer propagandistischen Aktivitäten entwickelten sie jedoch kaum nennenswerte
Tätigkeiten. Im Südwesten dagegen, in Lörrach und Haltingen, kam es im September
1923 zu Streiks für die Senkung der Lebensmittelpreise, wobei die herbeigerufene
Sicherheitspolizei auf Streikende schoss. In der Verhandlungskommission saß für
die Arbeiterseite auch ein Haltinger Syndikalist, gewählter Betriebsrat im
Baugewerbe.
Die drei in der Baden-Broschüre versammelten Texte stehen allein für sich, was
an den ersten beiden Kapiteln jeweils vorangestellten Einleitungen zum
Anarchosyndikalismus in Deutschland deutlich wird. Auch wenn letztere nicht
identisch sind, wirkt dies schon beim zweiten Text eher störend. Diese Broschüre
ist zwar eine “Textsammlung”, die offenbar Artikel vereint, die vorher schon an
anderer Stelle veröffentlicht wurden. Das erschließt sich aber erst aus einer
Anmerkung zum dritten Teil, eine editorische Notiz fehlt gänzlich. Um den
Lesefluss zu verbessern, wäre es deshalb ratsamer gewesen, die Einleitungen für
diese Sammlung herauszulösen und durch eine gemeinsame zu ersetzen.
Heiko Grau-Maiwald
(Hrsg.) FAU Bremen: Syndikalismus und Räterevolution in Bremen
1918/19. Mit einem Streifzug über die Gedenkfeierlichkeiten auf dem „Waller
Friedhof“ bis heute. Bremen, Januar 2008. Broschüre, 28 S., 2,50 EUR
(Hrsg. FAU Bremen) Helge Döhring: Zur Geschichte der syndikalistischen
Arbeiterbewegung in Baden. Eine Textsammlung. Bremen, November 2007. Broschüre,
40 S., 2,50 EUR
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